K/S/S investiert in Praktiken, die die eigene Orientierung spürbar machen und gleichzeitig Möglichkeiten für Re-/oder Des-Orientierungen anbieten. K/S/S  fokussiert empathische Verantwortung, teilnehmende Anwesenheit, bewegliche Perspektiven, wirkliche Verbindungen und dezentralisierte Imaginationen.

 

Wie können wir miteinander sein? Wie bewegen wir uns? Heute. Morgen.

Foto: Nils Heck, 2021
Foto: Nils Heck, 2021

Begegnung mit Elsa Gindler.

Eine Praxis der Erreichbarkeit

 

Ich interessiere mich für das Überlassen, für das Erleben der Anziehungskraft -und ich warte,* sagt Elsa und ich spüre ihren Worten nach, während ich auf dem Stuhl sitze und diese Worte schreibe. Kann ich meine Finger, Augen, Gedanke und mein Gewicht gleichzeitg überlassen? Wem überlassen? Dem Erleben der Anziehungskraft?

 

Anziehungskraft hat etwas mit Schwere und Gewicht zu tun. Ich interessiere mich für das Schwer-werden.

Das Gewichtig-werden. Woran kann ich mich dabei orientieren? Ich spüre ein Ziehen und Brennen hinter meinem Brustbein. Folge ich der Spur, führt sie mich zu Gedanken: Das ist unangenehm. Kann ich Schwer werden, wie lange warte ich?

 

Warten hat etwas mit erwarten zu tun. Sowohl im Sinne von ungeduldig sein, als auch im Sinne von etwas Unbekanntes erwarten. Offen sein für das was noch nicht da ist. Für etwas, von dem ich nicht weiß, wann es ankommt.

Ich sitze. Meine Unterarme schwer auf Tisch und Laptop, die Finger nah an der Tastatur. Meine Augen fühlen sich träge an. Nicht starrend, angenehm, diffus. Dahinter ist eine leichte Schwere zu spüren.

 

Kann ich mich auch den Worten überlassen? Warten, das sie von sich aus gewichtig werden? Was sind gewichtige Worte? Wichtige Worte?

 

Anziehungskraft hat etwas mit den Knochen zu tun. Knochen ruhen aufeinander, oder wie Mabel Todd poetisch formuliert „halte deine Knochen behutsam". Will heißen, halte dich behutsam. Ein schöner Gedanke. Ich halte mich behutsam. Nicht starr, nicht fest, nicht verbissen oder verkrampft. Sanft, zärtlich. Knochen sind schwer, sie halten unsere Statur aufrecht. Muskuläre Überspannung lässt die Knochenstruktur nicht mehr schwingen, sie wird starr. Alles ist davon beeinflusst. Der Atem, die Gelenke. Verspannungen kommen davon, wenn ich nicht behutsam mit mir umgehe. Knochen leicht zu halten heißt auch, ihnen als Stütze zu vertrauen. Wie ich dem Stuhl gerade vertraue, dass er mich trägt.

 

Ich spüre wie ich den Atem anhalte. Ich stehe auf

 

Stelle deine Füße parallel neben einander. Beuge die Knie leicht und presse die Fußsohlen in den Boden. Stell dir vor, deine Knochen stellen sich behutsam aufeinander.

Überlasse dich der Bewegung.

 

Ich überlasse mich dem Versuch, dass Überlassen zu erforschen.

 

*Elsa Gindler: Wahrnehmen was wir empfinden. S. 255

*Das Gespräch ist inspiriert von meiner Auseinandersetzung mit der Elsa Gindler Arbeit

 

weitere Beobachtungen

 

1. In einer bestimmten Situation konnte ich bewusst erleben, wie es ist, in einer Situation zu sein und dem zu folgen was. An diesem Abend habe ich mich sehr ruhig erlebt, bei mir. „In mich zurückgelehnt.“ (21.12.)

 

2. Von einer Sache aus sprechen ist etwas gänzlich anderes, wie über eine Sache sprechen.

 

3. Ich kann mich zurücknehmen und mich gleichzeitig zeigen, indem ich mich nicht festhalte.

 

4. ---- Noch ist mir nicht ganz klar, wie es dazu kommt, wenn diese Momente von mir so erlebt werden. Das bereit sein, offen sein kann ja nicht gemacht werden. Da kann ich mir das noch so wünschen oder sagen.